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Die Pinkernells, die Engelkes sein wollten und die Engelkes, die eigentlich Pinkernells sind . . .



Erinnerungen von Prof. Gert Pinkernell - Juli 2014



Unser Name Pinkernell kommt von meiner Ur-Urgroßmutter väterlicherseits. Diese war eine geborene Pinkernell, Tochter eines Schweinehirten in einem Dorf am heutigen südlichen Stadtrand von Hannover. Ihr 1855 geborenes erstes Kind, Heinrich Friedrich, brachte sie vorehelich zur Welt, und der Vater , der als ''Häusler'' ebenfalls aus kleinen Verhältnissen kam, hielt es nach der anschließenden Heirat offenbar nicht für nötig oder für zu aufwendig, es ordnungsgemäß zu legitimieren und ihm so seinen Namen Engelke zu geben.


Heinrich Friedrich wuchs dann trotzdem, zusammen mit seinen jüngeren Geschwistern, unter dem Namen Engelke auf. Dass er eigentlich, als nicht legitimiertes uneheliches Kind, nach seiner Mutter Pinkernell hieß, merkte er erst bei der Einberufung zum Wehrdienst. Hier habe er beim ersten Appell auf dem Kasernenhof vergeblich auf den Aufruf eines Engelkes gewartet und sein am Ende als der Pinkernell identifiziert worden, der sich nicht gemeldet hatte. Man einigte sich dann darauf, ihn als ''Pinkernell, genannt Engelke'' zu führen.


Sein weiteres Leben verbrachte er dann wieder überwiegend in seinem Dorf unter dem Namen Engelke, in der Regel sicher ohne ''genannt''. Sein zweitältester Sohn, meinem 1886 geborenen Großvater, Wilhelm, erging es ähnlich: auch er wuchs zusammen mit fünf Brüdern, als vermeintlicher Engelke auf und wurde erst bei der Einberufung zum Wehrdienst darauf gestoßen, dass er eigentlich Pinkernell hieß. Allerdings war bei ihm die Sachlage anders: Er war in der nahen Kleinstadt Pattensen geboren, und hier hatte der Standesbeamte, anders als offenbar der Dorfbürgermeister oder der Pastor bei seinem ältesten und seinen jüngeren Brüdern, es abgelehnt, ihn als Engelke einzutragen. Beim Wehrdienst hieß er dann auch nur, richtigerweise, Pinkernell.


Danach zog er ins nahe Hannover und behielt zunächst den Namen Pinkernel bei, während seine Brüder auf dem Land bei dem eigentlich nicht korrekten Engelke blieben und das ''genannt'' offenbar einfach wegließen. Sein Versuch, vor der Eheschließung 1912 vielleicht doch auch noch den Namen Engelke zu erlangen, scheiterte am Desinteresse seines Vaters. Dem genügte der Kompromiss mit dem ''genannt'', das ohnehin niemand benutzte, und der zu erwartende bürokratische Aufwand war ihm lästig und zu teuer. Seine Ablehnung, so erzählte mein Großvater, habe er mit dem Ausspruch begründet: 'Wat kann ich datau, dat ick hinnere Hecke maket bin!' (Was kann ich dafür, dass ich hinter der Hecke gemacht bin.)


Der Name Pinkernell als solcher leitet sich offenbar her von ''pinkern'' und ''Nägel'', bezeichnete also ''Nägelpinkern'', d.h. Nagelschmiede. Er ist, auch in den Formen Pinkerneil und Pinkernelle, im niederdeutschen Sprachgebiet beheimatet und z.B. in Hannover oder Hamburg, aber angeblich auch im Emsland nicht selten.

Prof. Gert Pinkernell verstarb 2017.


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